Abschiedsrede von Diana Siebert für Ralf Mayer, 20. Juni 2024

Geschenkte für Ralf Mayer

Das ist kein ganz einfacher Tagesordnungspunkt…

Lieber Herr Mayer,

was soll ich dazu sagen? Natürlich: (noch einmal) einen ganz herzlichen Glückwunsch für die neue, noch verantwortungsvollere Stelle von Seiten der Nippeser Bezirksvertretung. Sowohl von der derzeitigen als auch aus der von der letzten Wahlperiode, die hier und heute in den Zuschauerinnenraum verbannt ist. Ich freue mich, dass Sie noch einmal auf dem angestammten Platz sitzen. Ich habe anderthalb weinende Augen. Das ist hier aber weder ein Jugendparlament noch eine Nostalgiesitzung, sondern die 29. Sitzung der BV Nippes.

Bezirksvertreterinnen und Bezirksvertreter, auch ehemalige, waren bei der Verabschiedung des Nippeser Amtsleiters Ralf Mayer dabei.

Ich komme zum Schluss.

Ein Bayer, von Hause aus natürlich Katholik, arbeitete in seiner Heimat mit der evangelischen Jugend zusammen. Nicht, dass dies in Bayern verboten wäre. Aber er hätte es nicht machen müssen. Und in diesem Februar war er zu sehen, wie er auf unserem Karnevalsempfang mit einem Kölschkranz herumlief und die Stangen verteilte. Da haben wir es schon! Das ist angelegt oder das prägt – jedenfalls haben wir hier einen Menschen Platz sitzen, für den Solidarität und Gerechtigkeit nicht – wie für so viele andere – ein Widerspruch wäre.

Oft wird Freiheit gegen Solidarität gestellt. Das habe ich nie kapiert. Denn es ist offensichtlich, dass die Freiheit nur auf einer sozialen Basis in einer halbwegs intakten Umwelt bestehen und gedeihen kann. Dieses wäre für mich abgehakt. Schon eher ist Gerechtigkeit gegen Solidarität zu stellen. Aber nicht bei Ralf Mayer. Sie haben den Weg in die Verwaltung nicht über die Verwaltungshochschule gefunden, sondern Politikwissenschaft studiert. Mag man solche Leute in der Kölner Stadtverwaltung? Die überraschende Antwort: Ja, das tut der Verwaltung sehr gut.

Ralf Mayer ist eben kein Egoist!

In gewissem Grad sind wir zwar alle Egoisten. Manche Egoisten sagen sogar, dass die solidarischen Menschen nur aus Egoismus heraus solidarisch seien. Und die Gutmenschen nur aus Egoismus heraus gut zu anderen Menschen. Das ist natürlich eine interessengeleitete Behauptung. Denn natürlich gibt es unterschiedliche Grade von Egoismus.

Ralf Mayer hat einen breiten Blick, ein breites Verständnis. Er kann das Verhältnis, ja, das Bermudadreieck zwischen Gesellschaft, Verwaltung und Politik richtig einschätzen. Und das ist ja das, was sowohl der Gesellschaft, als auch der Politik, als auch der Verwaltung oft schwerfällt.

Diese Ihre breite Aufstellung hat meiner Auffassung nach überhaupt dazu geführt, dass Sie sich vor 11 Jahren auf diesen Posten beworben hat. Man soll in diesem Amt ein Allrounder sein, von Sport bis Liegenschaften, von Verkehr über Bau bis Integration. Dieser Posten ist nicht überall beliebt. Der Hauptgrund dafür, dass Bürgeramtsleitung für viele eine unbeliebte Stelle ist, dass man sich mit uns Bezirksvertreterinnen herumschlagen muss. Dass man den Bezirksvertretern geduldig erklären muss, warum wieder etwas nicht umgesetzt wurde und werden wird. Und den Kolleginnen von der Fachverwaltung erklären, dass die Ehrenamtlichen von der Bezirksvertretung echte Anliegen haben. Sie machen sich dabei zunutze, dass in jeder Frage, die ihm jemand stellt, bereits ein Wissen um etwas steckt. Sie wissen, dass man aus einem Dialog auch dann etwas lernen kann, wenn man derjenige ist, der viel mehr Ahnung von der Materie hat.

Dieses Herangehen hat konkret bewirkt, dass Ralf Mayer den Schwung nicht verloren hat, dass er noch jetzt immer wach ist. Er geht immer noch auch auf solche Ortstermine, zu denen er gar nicht hinmüsste. Und alle haben etwas davon, weil er sowohl zuhört, als auch was zu sagen hat.

So engagiert!

Nehmen wir zwei Glanzstücke. Erstens die Graffitiwände am Mauenheimer Gürtel. Gegen Widerstände allerorts hat unter Ihrer heftigen Mitwirkung die Stadt Köln die Hall of Fame und die anderen Flächen als Dauerausstellung bzw. Wechselausstellung eingerichtet. Was das für Arbeit war!

Und das zweite Beispiel aus dieser Wahlperiode: das Kunstwerk für Manfred Faber auf dem Naumannplatz genannten Platz an der Naumannstraße in Riehl. Was das für Arbeit war!

Wir wissen, wie schwierig solche Beschlüsse umzusetzen sind, wenn mehrere Ämter in der Stadt Köln zusammenarbeiten müssen! Und ich rufe in Erinnerung, dass wir alle ungern anecken!

Zudem sind die größten Leistungen oft die NICHT sichtbaren. Hier nehme ich als Paradebeispiel die LKW-Plage, die Weidenpesch heimgesucht hat, als ein großer Parkplatz an der Neusser Straße hinter der Häuserfront vermietet wurde. Wenn Sie sich da nicht eingeklinkt hätten und nicht geduldig die verschiedenen Seiten angehört, und mit mehreren städtischen Ämtern, Firmeninteressen und Anwohnerinnen eine Lösung gefunden hätten, dann würde es dort wohl noch heute laut und gefährlich sein.

Nun

So, und nun sind wir alle gespannt, wie diese Arbeitsphilosophie im Ordnungsamt, im Amt 32 umgesetzt werden kann. Jeder, den ich gesprochen habe, meinte jedenfalls spontan: schade, dass er weggeht, aber die Baustelle Ordnungsamt ist nun bestimmt in guten Händen.

Trotzdem gab es die unwillkürliche Frage bei vielen: „Warum macht der das“? Dieser breit aufgestellte Mensch soll ausgerechnet sich für das Ordnungshüteramt interessieren?  Man muss ihn nicht sehr gut kennen, um beurteilen zu können, dass dies sehr wohl zusammenpasst. Wenn er zum Beispiel aus dem Urlaub kommt, dann erzählt er als erstes begeistert, wie schnell in Spanien Falschparkerinnen abgeschleppt werden. Eben: Solidarität UND Gerechtigkeit. Außerdem erinnere ich an die alte Regel, dass man in Köln alle 11 Jahre wechselt.

Wie geht es weiter?

Wenn Sie das so sehen – haben Sie vielleicht Lust zurückzukommen? Immerhin ist die Stelle ja noch nicht wiederbesetzt!

Nochmal: wie geht es weiter?

Was Ralf Mayer konnte und kann, ist jenseits von Parteiinteressen an der Sache zu bleiben. Und trotzdem: falls irgendeine Partei noch einen OB-Kandidaten mit Verwaltungserfahrung braucht, der sich in Köln auskennt … hier wäre er … aber mich fragt ja keiner …

Dann lieber von mir eine Frage – eine persönliche Frage noch: Zwischen eBBM und Bürgeramtsleiter ist ja eine gewisse Distanz angesagt. Das besagt das reformierte Nippeser Landrecht. Aber jetzt – wo Sie jeden Tag mit dem Fahrrad über die laute Zoobrücke fahren müssen – können wir uns eigentlich auch duzen!

Bevor wir nun möglicherweise einen Beschluss zu diesem Thema fassen, wollen wir erst mal hören, was welchen Sachstand die Verwaltung zu dem Weggang aus Nippes sagt. Wir haben den – weiterhin in Mauenheim – wohnenden Leiter des Ordnungsamts hergebeten, zu dem Gesagten Stellung zu beziehen!

Ich schlage vor, dass er dies zunächst tut und wir dann noch Zeit für Nachfragen haben. Bitte Herr Mayer…

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