Grußwort zur Vernissage „Schmitz & Schmölz. Mauenheim früher und heute“

20. Oktober 2022 – mein Grußwort zur Vernissage der Fotoausstellung im Bezirksrathaus Nippes

Warum widmet sich Stephan Schmitz, der sonst gerne Gruppenfotos macht, der Architektur der Siedlung Mauenheim?

Sehr beeindruckend sind zum Beispiel die vor 33 Jahren veröffentlichten Gruppenfotos von Kölner Stämmen. Jetzt könnteste sagen: weil er mit der Siedlung Mauenheim eng verbunden ist, weil er da seit Jahr und Tag wohnt, oder besser gesagt, lebt. Denn wohnen kann man ja auch zu Hause.

Aber das ist meiner Meinung nach noch nicht alles. 

Klassische Architekturfotos haben die Angewohnheit, dass da keine Menschen vorkommen. Allenfalls glückliche Kleinfamilien. Vor 100 Jahren wurde die Siedlung Mauenheim erbaut. Man muss sich klarmachen: damals war die Siedlung noch viel abgeschiedener als heute. Noch auf einem Stadtplan der Nachkriegszeit ist da zu erkennen. Es gab kein Bilderstöckchen, keine Katholikentagssiedlung, Weidenpesch östlich der Neusser bestand im Wesentlichen aus der Rennbahn. Keine Hochbahn, keine U-Bahn, aber eine Straßenbahn bis zum Anfang der Siedlung!

Was wollten Riphahn und seine Leute bauen, was hat Karl Hugo Schmölz fotografiert? Es ging da nicht nur um das vielzitierte Lich, Luff und Bäumcher. Es ging nicht nur um trautes Heim, Glück allein. Es ging auch um eine Siedlungsform. Man schuf ganz bewusst Orte der Kommunikation, Treffpunkte im Freien. Auch mit Schwibbögen und bald auch mit Skulpturen sollte das Siedlungsgefühl gestärkt werden.

100 Jahre später haben sich Einwohner*innen und Einwohner zusammengetan und ein nie gekanntes Jubiläumsprogramm mit einem großen Veedelstag auf die Beine gestellt. Jetzt wurde deutlich, dass alte und neue Mauenheimer:innen weiterhin und wieder die Siedlungsarchitektur nutzen um zusammenzukommen. Stephan Schmitz streicht dies heraus!

Viele Skulpturen und fast alle Schwibbögen sind verschwunden. Auch dies kann man an den Fotos von Stephan Schmitz erkennen.  Und viele einst öffentliche Ecken sind inzwischen privatisiert. Weil die Siedlung nicht für solch viele Autos gebaut ist, wissen sich die meisten nicht anders zu helfen als den eigenen Vorgarten in Autostellplätze umzuwandeln – Stephan Schmitz ist hier eine der Ausnahmen!

Und doch gibt es noch Platz für Begegnungen. Das ist gut! Und wenn wir Stephan Schmitz drum bitten, dann ist er sicher gerne bereit, Gruppenfotos in der Siedlung Mauenheim zu schießen. Dann ist weder die Architektur bloße Kulisse für die Menschen, noch die Menschen bloßer Maßstab, bloßer Zollstock für die Architektur.

Das Buch „Köln-Mauenheim: Photos, Fakten und Verzällcher aus über 100 Jahren“ hat die Bezirksvertretung letztes Jahr  mit über 9.000 Euro unterstützt. Im November soll es endlich rauskommen.

Deshalb wünsche ich der Ausstellung heute, im achten Kriegsmonat, viel Erfolg!

Ausstellungsdauer: 20. Oktober bis 22. November 2022 – der Eintritt ist frei

Ausstellungsort: Rotunde im Bezirksrathaus Nippes, Haupteingang, Neusser Straße 450, 50733 Köln

Öffnungszeiten bis 22.11.2022: Mo. + Do. 8-15 Uhr – Di. 9-18 Uhr – Mi. + Fr. 8-12 Uhr

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