Grußwort zum Clouth-Pfad: „Ich freue mich auf die noch fehlende 15. Tafel!“
Zur offiziellen Eröffnung des geschichtlichen Pfades lud der Verein „Industriedenkmal Clouth“ und der Nachbarschafts-Arbeitskreis „Kölner Ei“ am 14. Juni 2023 zum Fest auf dem Luftschiffplatz ein. Auch ich hielt ein Grußwort. In der Tat ist das ehrenamtliche Engagement der Clouthianerinnen und Clouthianer rund um Manfred Backhaus und Wolfgang Beier enorm. Dennoch: Mir als Historikerin fehlt ein wichtiger Bereich: Die Zeit der NS-Kriegswirtschaft mit Ausbeutung von Zwangsarbeiter:innen KOMMT ZU WENIG VOR.
Im September 2021 hatte ich vorgeschlagen, aus der Tafel Nr. 14 zwei Tafeln zu machen – eine, in der es um die Einbettung der Firma in die Rüstungsproduktion und Kriegswirtschaft in der Nazizeit geht, mit der Konsequenz der Bombardierung durch die Alliierten – sowie eine andere, in der es um das Hundeleben der Zwangsarbeitenden aus Polen, Belarus, der Ukraine, Belgien und Frankreich geht. Zwangsarbeit bei Clouth – das bedeutete ja, unter menschenunwürdigen Bedingungen, nicht oder kaum entlohnt, dafür zu schuften, Produkte herzustellen, damit die deutschen Angreifer die eigene Heimat besser besetzen und zerstören können. Und das oft ohne Nachricht aus der Heimat!
Ich plädiere also für die 15. Tafel. AM TAG DER ERÖFFNUNG ERFUHR ICH, dass die Initiator:innen des Geschichtspfads vom Industriedenkmal Clouth e.V. weiterarbeiten. Es ist gut, dass die 15. Tafel kommen wird. Im Buch des Industriedenkmal Clouth e.V. [Leben in Nippes – arbeiten bei Clouth, von Manfred Backhausen,] ist das Schicksal von überlebenden Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern, so weit es möglich ist, beschrieben. Diese haben sich im Zuge der vom NS-Dokumentationszentrum Jahrzehnte später bereit erklärt, über die Zwangsarbeit Auskunft zu geben. Zeitzeugenaussagen sind für uns umso wertvoller, als die Papier-Unterlagen über die beiden Nippeser Lager von Clouth und den Seekabelwerken vernichtet worden sind. Die Geschichte der sozialen Auseinandersetzungen und die Bedeutung der Firma Clouth bei der kolonialen Ausbeutung von Menschen und Rohstoffen – hier Kautschuk – gehören meines Erachtens ebenfalls noch stärker auf die Tafeln.
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