Ein Interview mit der Köln-Nippeser Bezirksbürgermeisterin Diana Siebert über das Riehler Manfred Faber-Kunstwerk
von Roland Kaufhold am 21. August 2023
Bescheidene Häuschen für Kriegsheimkehrer und ihre Familien
Roland Kaufhold: Wie sind Sie auf Faber aufmerksam geworden?*
Diana Siebert: Auf zweierlei Weise. Einmal habe ich mir die fertig renovierte GAG-Siedlung im Riehler Naumannviertel angeschaut. Ich war darüber begeistert, wie originalnah die Siedlung aus den 1920er Jahren saniert worden ist. Ich interessierte mich für den Architekten: Manfred Faber, viel zu unbekannt, ermordet in Auschwitz. Nachdem ich 2020 zur Bezirksbürgermeisterin gewählt worden bin, sprach mich Rob Herff von der Nachbarschaftsinitiative an, ob wir nicht ein Denkmal errichten sollten. Ab da ließ mich Manfred Faber nicht mehr los. Nicht nur im Wort-und-Text-Erinnerungsdiskurs, sondern auch im öffentlichen Raum sollte Faber gewürdigt werden. Deshalb brachte ich in die Bezirksvertretung Köln-Nippes den Vorschlag für an Faber erinnernde Kunst im öffentlichen Raum ein. Der Beschluss war einstimmig.
RK: Sie sind selbst Historikerin. Welche Bedeutung kommt dem Erinnern an Manfred Faber aus Ihrer Sicht für Kölner zu?
DS: Erstens gibt es immer noch bei Vielen den Reflex, dass bei Juden ausschließlich an die Shoah und dann an die Nazis gedacht wird. Ihnen von haGalil brauche ich ja nicht zu erzählen, dass die Erinnerung an die Shoah äußerst wichtig ist, aber oft dasjenige verdeckt, was durch diesen Völkermord auch in Deutschland und Österreich verloren gegangen ist. Ähnlich wie die Wiederaufnahme der Tradition in einem jüdischen Karnevals-Verein oder der Lern- und Gedenkort Jawne (ein jüdisches Gymnasium der Zwischenkriegszeit) erinnern wir also auch an das lebendige, facettenreiche jüdische Leben.
Zweitens holen wir einen Architekten ins Rampenlicht, über den wir wenig wissen und auch wenig wissen können. Es gibt ja nicht einmal ein eindeutig ihm zuordnenbares Foto (vgl. Kaufhold et.al. 2022)
Manfred Faber scheint arbeitsam, bescheiden und wenig religiös gewesen zu sein. Er hat 1918 in einem Flugschrift genannten Text[i] bescheidene Häuschen für Kriegsheimkehrer und ihre Familien entworfen. Die später wirklich gebauten Siedlungen sind zwar vom Neuen Bauen geprägt, vermeiden aber die allzu rechteckig-kubische Nüchternheit. Faber hat es mehr als verdient, dass wir ihn durch ein Kunstwerk im öffentlichen Raum bekannt(er) machen. Ich freue mich, dazu beitragen zu können.
[i] Diese mit „Billige Kleinwohnungen“ überschriebene Flugschrift Manfred Fabers, deren Realisierung sich vor allem in der Köln-Holweider Märchensiedlung nachvollziehen lässt, habe ich (RK) 2022 auf haGalil veröffentlicht, anlässlich der am 22.5.2022, zu Fabers 143. Todestages, eingeweihten Gedenktafel.
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